Paramentik für die Johanneskirche Düsseldorf, 2012
Kanzeltuch, schwarz/
antependium for pulpit, black
ca. 137 x 63 cm



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Antependium. schwarz.
Pastor Dr. Uwe Vetter

An einem Tag im Kirchenjahr sehen wir schwarz. Wenn die Altäre nicht völlig leer dastehen, bedeckt sie ein schwarzes Tuch wie ein Trauerflor. Schwarz ist keine Farbe, es ist das Fehlen allen Lichts und die Abwesenheit jeglicher Couleur. Die Bibel kann ein Lied davon singen. Psalm 139 spielt Momente äußerster Gottesferne durch und zieht eine schwarze Decke über sich: »Finsternis möge mich decken und Nacht statt Licht um mich sein…«. Dem Propheten Jona wird schwarz vor Augen, als er auf seiner gescheiterten Flucht im Bauch eines großen Fisches auf dem Meeresgrund landet. Sein Gebet (Jona 2) liefert das herzergreifende Psychogramm eines Menschen, der am Ende ist. Hiob fällt in tiefer Niedergeschlagenheit und sieht seine innere Finsternis als Melancholie nach außen dringen: »Ich gehe schwarz einher, doch nicht von der Sonne (verbrannt)« (Hiob 30:28). Die Gefangennahme Jesu und die gewalttätigen Verhöre erfolgen in der Nacht zum Karfreitag, und vom Mittag bis zu seiner Todesstunde verdunkelt (nach dem LukasEvg) eine Finsternis das ganze Land. Unser Karfreitags-Antependium spiegelt das Dunkel im Element des Wassers. Auf der schwarzen Wasseroberfläche, leicht bewegt, schimmert kaltes Mondlicht und erinnert an das Wasser der Urflut, als die Erde noch wüst und leer war und es finster war auf der Tiefe. Mit diesen Zeilen beginnt die Bibel das erste Buch Mose. Es ist das alte Bild vom Chaoswasser, abgründig und bodenlos, unheimlich und bereit, Leben zu verschlingen und nicht wieder herzugeben. Diesen Moment nimmt der kirchliche Karfreitag ernst und widmet sich in der Passionsgeschichte auch unseren dunklen Erfahrungen, bevor es Ostern und hell und lebendig und dem Karfreitag kräftig widersprochen wird. Karfreitag ist der Moment, wenn eine Welt im Chaos(-Wasser) zu versinken und Gott fern und ohnmächtig scheint. Unser schwarzes Antependium erzählt davon in einem bewegenden Bild.

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Antependium. black.
Pastor Dr. Uwe Vetter

There’s one day in the Church year that’s a black day. It’s the day our altars are either completely empty or draped in black, as though in mourning. Rather than being a colour, black is the complete absence of light. It’s the absence of colour of any kind. It’s familiar from the Bible, where Psalm 139 explores moments in which we feel distant from God, withdrawing under a black cover: “Surely the darkness will hide me and the light become night around me.”

When the flight of prophet Jonah fails, he lands in the belly of an enormous whale. As everything before his eyes turns black, his prayer (Jonah 2) is the heart-wrenching psychogram of someone for whom the end is nigh. The despairing Job also expresses his inner darkness as melancholy: “I go about blackened, but not by the sun.” (Job 30:28). Moreover, when Jesus is captured, he is violently interrogated in the night before Good Friday. Darkness also spreads across the land between midday and the hour of his death (The Gospel of Luke).

On Good Friday, our parament reflects this darkness through the element of water. Its black surface shimmers, rippling gently in the cold moonlight – a reminder of the watery depths that covered the Earth when it was still desolate and empty, the depths from which the darkness emanated. First Book of Moses begins with these lines– the familiar image of watery chaos, of dark, unfathomable depths that are sinister, consuming all life beyond return. On Good Friday, we take this moment very seriously, devoting our attention to the Passion, but also to our darker experiences until the festival of Easter brings brightness and vitality back into our lives in stark contrast to Good Friday. Good Friday is the day when our world seems to sink into the depths of chaos; it seems powerless and far away from God. The expressive metaphor of our black parament tells the story.




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